Selbstständig – was nun?

Sich selbständig machen ist nicht einmal die halbe Miete - denn erst danach beginnt die unternehmerische Kunst der Selbständigkeit.

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Selbstständig – was nun?

Sich selbstständig zu machen war schon immer ein Abenteuer – aber was ist keines? Heutzutage jedoch, in Zeiten von Ich-AGs und knappen Arbeitsplätzen, wird mehr Brimborium daraus gemacht. Zumindest in den Medien. Was jedoch immer noch zu kurz kommt, ist die Einplanung von Marketing und Werbung in der Gründungsphase eines Unternehmens.

Einen flippigen Namen hat man gleich, besonders beliebt sind auch die Drei-Buchstaben-Abkürzungen. „Was bei AEG und BMW funktioniert, kann ich auch“. Ein Logo macht der Nachbar, der kann doch so gut zeichnen, und ein Grafikprogramm hat er auch. Und „wenn wir eine große Eröffnungsanzeige reintun“ kommen morgen 50 neue Kunden. Tja, leider funktioniert das aber nicht so einfach.

In der Realität kommt der Unternehmensgründer erst etwa 2-5 Wochen vor der Geschäftseröffnung zur Werbeagentur.

Da braucht er noch schnell ein Türschild, und eine Anzeige, vielleicht noch eine zweite oder dritte – die schon deutlich kleiner. Spätestens dann ist der Werbeetat aber auch meist schon erschöpft.

Dass ein Handwerker vor allem an Maschinen, ein Dienstleister an eine schöne, repräsentative Büroeinrichtung und ein Gastronom an den neuen Rational-Dämpfer denkt, ist ja verständlich. Nur, wo sollen die Kunden oder Gäste herkommen, die das alles mit ihren Aufträgen finanzieren müssen, wenn Sie nicht wissen, dass es den neuen Betrieb gibt. Leider wird in der Startphase weder bei Geschäftsgründern noch bei den Finanzierungsgesprächen ausreichend darauf geachtet, oder soll ich besser sagen gepocht, der Vermarktung des Betriebes genügend Beachtung zu schenken. Natürlich auch in finanzieller Hinsicht.

Der richtige Name, die Hausfarbe, ein branchengerechtes Erscheinungsbild, Drucksachen, Fahrzeugbeschriftung, Anzeigenerscheinung, Homepage, Verpackung, Speisekarte, Auslegeprospekt, Handzettel und, je nach Branche, noch das eine oder andere mehr, kosten natürlich Geld. Aber erst wenn man richtig ausgestattet ist, kann man seinen zukünftigen Kunden und Gästen sagen, wer man ist, was man macht, welche Produkte man anbietet, wo man ist, warum sie ausgerechnet zu ihm/zu ihr kommen sollen, wie man sich vom Wettbewerber abgrenzt, usw. Immer vorausgesetzt, man hat den richtigen Standort, weiß, welche Zielgruppe man bedienen möchte und wie diese zu erreichen ist. Sie sehen, der Fragenkatalog ist so lang, dass man sich wie bei Günter Jauch fühlt. Aber, wer ein Abenteuer bestehen will, muss rechtzeitig planen, sei es nun die Besteigung des Mount Everest oder die Selbständigkeit.

Allerdings, die Größe des Werbeetats ist nicht allein das Maß aller Dinge. Es ist allemal wichtiger, die richtigen Dinge zu machen – statt Dinge richtig zu machen.

Rudolf Miethaner
Designer, Premiumexperte
Ich bin Rudolf Miethaner, Designer und seit 1989 selbständig. Die besondere Herausforderung in meiner Arbeit sehe ich in der Suche nach der Kernaufgabe und im Finden von außergewöhnlichen und MERKwürdigen Problemlösungen.

Unternehmen: Miethaner Werbung

(Designer) veröffentlichte den Ratgeber Selbstständig – was nun? in Existenzgründung Unternehmen. Dieser wurde 1.482 mal aufgerufen. Der Artikel wurde zuletzt am 27. August 2020 überarbeitet.
Teaserfotohinweis: Checkered Tie von twoneil via freeimages.com

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